Warum Schulen SPLINT als Förderplanungstool im Rahmen des Startchancen-Programms nutzen sollten

Das Startchancen-Programm Schulen mit einem hohen Anteil sozial benachteiligter Schüler:innen sollen in den kommenden 10 Jahren mit zusätzlichen 20 Milliarden Euro aus Bundes- und Landesmitteln finanziell unterstützt werden. Mit den Geldern sollen einerseits Ressourcen vor Ort verbessert werden, z.B. indem die Ausstattung erneuert wird oder zusätzliche Fachkräfte eingestellt werden. Andererseits können Schulen Materialien und digitale Tools anschaffen, um die pädagogische Arbeit zu erleichtern, bedarfsgerechte Förderung zu ermöglichen und somit Chancengerechtigkeit zu erhöhen. 

Unsere WebApp SPLINT leistet schon jetzt einen aktiven Beitrag zu mehr Chancengerechtigkeit durch die vereinfachte, transparente Förderplanung im multiprofessionellen Team. 

Die Ziele des Startchancen-Programms im Überblick

Übergeordnetes Ziel ist es, das Bildungssystem an genau den Stellen positiv zu beeinflussen, wo es am dringendsten nötig ist. Bildungschancen dürfen nicht von der sozialen Herkunft abhängig sein. Deshalb werden in allen 16 Bundesländern insgesamt 4000 Schulen ausgewählt, die während der nächsten zehn Jahre auf die Mittel des Programms zugreifen können. Am 1. August sind  2.125 Schulen gestartet. Die nächsten sollen bis spätestens 2026 bestimmt werden. Hier findest du eine aktuelle Liste der Schulen. Die Lernvoraussetzungen für Schüler:innen, die von Benachteiligung betroffen sind, sollen langfristig verbessert werden. Ein Augenmerk liegt dabei auf der Stärkung grundlegender Kompetenzen wie Rechnen, Lesen und Schreiben. Unter den ausgewählten Schulen befinden sich daher viele Grundschulen. Generell soll durch das Programm der Anteil von Schüler:innen, die Mindeststandards in den Kernfächern verfehlen, halbiert werden. Gleichzeitig sollen Demokratiekompetenz und Persönlichkeitsentwicklung gefördert werden. 

Mit SPLINT unterstützen wir den individuellen Blick auf alle Schüler:innen. SPLINT Förderplanung unterstützt in erster Linie das Ermitteln von Förderzielen. Wir stellen in SPLINT dafür Beobachtungshilfen in vielen möglichen Schwerpunkten zur Verfügung. Diese Beobachtungshilfen können selbstverständlich nicht nur für die Diagnostik von Schüler:innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf genutzt werden, sondern dürfen auch eingesetzt werden, wenn du dir gezielte Beratung oder Rückmeldung zu einem Kind oder Jugendlichen wünscht, dem du temporär nicht gerecht wirst oder Sorge hast, dass er oder sie größere Schwierigkeiten entwickeln könnte. Ausgehend von deinen Beobachtungen findest du in SPLINT gezielte methodische und didaktische Ansätze, wie du diesem:dieser Schüler:in begegnen kannst. 

Gerade testen wir ein neues Modul. SPLINT Feedback bezieht die Schüler:innen aktiv mit ein. Mit SPLINT Feedback unterstützen wir die Feedbackgespräche, die du als Lernentwicklungsgespräche (LEG) oder Elternsprechtage mit deinen Schüler:innen und eventuell deren Eltern führst. Das schöne ist, dass die in diesen Gesprächen gesetzten Ziele jetzt  sowohl von dir als Lehrkraft als auch von den Schüler:innen selbst begleitet werden können. Die Schüler:innen haben in der App auch die Möglichkeit, ihre Reflexionen zu ihren Zielen mit dir zu teilen. So sorgst du dafür, dass du kein Kind übersiehst. 

Die Vorteile und Herausforderungen der Startchancen-Programms

Die Zielbeschreibung des Startchancen-Programms liest sich, als wären Forderungen aus der Bildungslandschaft endlich bei den verantwortlichen Politiker:innen angekommen. Expert:innen und Pädagog:innen aus der Praxis weisen schon lange darauf hin, dass die benachteiligenden Strukturen in unserer Gesellschaft im Bildungssystem reproduziert und dadurch aufrechterhalten werden. Möchte man dem entgegenwirken, greifen Finanzierungspakete und Initiativen, die sich gleichermaßen an alle richten, zu kurz. Ungleichheit muss dort bekämpft werden, wo sie entsteht. Das Startchancen-Programm hat daher großes Potential, echte Veränderung anzustoßen, indem gezielt Schulen mit einem hohen Anteil benachteiligter Schüler:innen ausgewählt worden sind, auch wenn die Kritik einiger Bundesländer, wie Bremen und Berlin ernstgenommen werden muss, dass es nämlich noch viel mehr Schulen gibt, die den selben Bedarf mitbringen, wie die ausgewählten Schulen.

Ein weiterer Vorteil ist, dass die Schulen einen Teil des Budgets selbst ausgeben dürfen. Vom Bund wurde das Programm in die folgenden drei Säulen vorstrukturiert: 

  1. Investitionen in eine zeitgemäße und förderliche Lernumgebung
  2. Chancenbudgets für bedarfsgerechte Lösungen in der Schul- und Unterrichtsentwicklung
  3. Personal zur Stärkung multiprofessioneller Teams

Es ist Wunsch und Ziel, dass die ausgewählten Schulen in alle drei Säulen investieren. Dadurch wird Benachteiligung auf mehreren Ebenen entgegengewirkt oder vorgebeugt: Bessere Ausstattung, mehr Personal und zeitgemäße Materialien und Tools zahlen auf das Ziel verbesserter Bildungschancen ein. Wie die Säulen im konkreten Fall umgesetzt werden, soll unter Beteiligung der Schulen entschieden werden. Somit kann besonders zielgerichtet, den spezifischen Bedürfnissen entsprechend investiert werden.
Die genauen Vorgehensweisen und Rahmenbedingungen unterscheiden sich hierbei von Bundesland zu Bundesland. 

Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation

Das DIPF – Leibniz Institut für Bildungsforschung wurde vom BMBF mit 100 Millionen Euro ausgestattet, um das bundesweite Programm über die kommenden zehn Jahre zu begleiten und die Wirkung auf die Chancengerechtigkeit zu evaluieren. 

Es geht den Verantwortlichen darum, eine evidenzbasierte Schulentwicklung zu stärken. Entscheidungen der Schulen für Material, ergänzende Angebote sowie Apps sollten planvoll eingekauft werden. Die Schulen sind angehalten, Ziele für ihre Investitionen zu definieren, diese zu begleiten und den Wirkungsgrad zu evaluieren. 

Das Programm läuft über zehn Jahre. Schulen dürfen also wirkungslose Maßnahmen abwählen und andere Wege suchen. 

Die Frage ist noch, inwieweit Schulleitungen dabei unterstützt werden, Maßnahmen als Projekte zu planen und die Evaluation möglichst aussagekräftig durchzuführen. 

Für die Schulen, die sich auf den Weg machen, ihre Lehrkräfte mit SPLINT zu unterstützen, haben wir Evaluationsbögen entwickelt, die sie befähigen, erstens die Ziele die mit SPLINT erreicht werden können zu formulieren und außerdem den Weg zu begleite und zu evaluieren. (LINK zum Formular)

Chancenbudget (Säule II) als flexibler Hebel für Schulen

Am flexibelsten einsetzbar für Schulen wird das Chancenbudget sein. Zwei Drittel des Budgets werden dabei zentral auf Maßnahmen verteilt, die voraussichtlich vom Land gesammelt eingekauft werden und den Startchancen-Schulen zur Verfügung gestellt werden. Ein Drittel des Budgets soll aber an die Schulen gehen und zur freien Verfügung stehen. 

Wann die Länder in der Planung soweit sind, dass sie Entscheidungen getroffen haben, wofür sie die zwei Drittel ausgeben werden, ist noch nicht klar. Im Moment sehen die Verwaltungen der Länder einer langen zehnjährigen Laufzeit entgegen und stressen sich nicht. 

Das BMBF hat für den Einsatz des Chancenbudgets ein Orientierungspapier geschrieben. Es definiert Ebenen, Prinzipien und Maßnahmenvorgaben, die sich davon ableiten. Das Geld soll  für Maßnahmen auf der individuellen Ebene und auf der institutionellen Ebene ausgegeben werden. 

Die Ebenen der systematischen Schulentwicklung

Auf der individuellen Ebene richtet sich das Programm vor allem auf die Stärkung von Basiskompetenzen in den Fächern Deutsch und Mathematik sowie die Förderung sozio-emotionaler Kompetenzen und die Persönlichkeitsbildung der Schülerinnen und Schüler. Dabei werden Programme und Maßnahmen eingesetzt, deren Wirksamkeit nachweislich belegt ist (evidenzbasiert). Ziel ist es, eine gezielte individuelle Diagnostik und eine adaptive Förderung aller Lernenden zu ermöglichen. Auf der institutionellen Ebene unterstützt das Programm die Professionalisierung aller Personengruppen, die an den Schulen pädagogisch tätig sind. Es geht um die Befähigung zu verbesserten Lehr- und Lernprozessen und zur persönlichkeitsförderlichen Begleitung der Schülerinnen und Schüler. Die Schulen sollen dabei datenorientiert und in systematischen Entwicklungszyklen arbeiten, die eine Evaluation wesentlicher Maßnahmen vorsehen. Zudem soll der soziale Raum der Schulen durch schulübergreifende Zusammenarbeit und die Einbindung in den Sozialraum erweitert werden.

Auf der systemischen Ebene kann das Programm nur wirksam werden, wenn alle relevanten Akteure, wie Schulträger, Schulaufsicht, Kommunen und Ministerien, abgestimmt und in gemeinsamer Ausrichtung an der Zielerreichung arbeiten. Entsprechende Maßnahmen sollen der Stärkung, Professionalisierung und Synchronisierung der Verwaltungs-, Unterstützungs- und Beratungssysteme dienen.

Prinzipien nach denen Maßnahmen ausgewählt werden sollen

Zur Auswahl der Maßnahmen auf der individuellen Ebene sind Prinzipien wie die Entkoppelung von Herkunft und Bildungserfolg, die Verknüpfung von Diagnostik mit passgenauer Förderung und die Berücksichtigung aktueller fachdidaktischer Erkenntnisse maßgeblich. Außerdem sollen Maßnahmen zur Förderung sozio-emotionaler und gesellschaftlicher Kompetenzen beitragen und das Weltwissen der Kinder und Jugendlichen erweitern. 

Auf der institutionellen Ebene sind Prinzipien wie die systematische, datengestützte Qualitätsentwicklung, die nachhaltige Implementierung lernwirksamer Lehr- und Lernsettings und eine wertschätzende Schulkultur von Bedeutung. Systemische Maßnahmen sollen die Kohärenz und Abstimmung aller Akteure sicherstellen.

Beispielhafte Maßnahmen zur Umsetzung des Chancenbudgets

Beispielhafte Maßnahmen auf der individuellen Ebene sind die Förderung von Basiskompetenzen durch Programme wie BiSS-Transfer, QuaMath, LemaS und SchuMaS sowie der Einsatz digitaler Tools zur Diagnostik und Förderung. Sozio-emotionale und Persönlichkeitsbildung werden durch Trainings für soziale Kompetenzen und gewaltfreie Kommunikation sowie durch Demokratiebildungsprojekte, Exkursionen und Lernferien unterstützt. Im Bereich der beruflichen Orientierung sind Praktika, Bewerbungstrainings und Mentoring vorgesehen. Auf der institutionellen Ebene umfassen Maßnahmen die Implementierung datengestützter Entwicklungszyklen, Schulentwicklungsberatung und Fortbildungen im Bereich pädagogische Führung. Professionelle Lerngemeinschaften und die Förderung professionsübergreifender Zusammenarbeit werden ebenfalls angestrebt. Im Bereich des Übergangsmanagements wird auf die Gestaltung reibungsloser Übergänge und die Verbesserung der Kommunikation zwischen Schulen fokussiert. Schließlich sollen Maßnahmen zur Öffnung in den Sozialraum durch Kooperationsprojekte mit lokalen Institutionen und den Zugang zu kulturellen Bildungsangeboten das Umfeld der Schülerinnen und Schüler bereichern.

Die Auswahl der Maßnahmen soll immer auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und praktischen Erfahrungen basieren, um die Effektivität zu gewährleisten. 

Fazit

Das Startchancen-Programm sorgt zurecht  für Hoffnung für die Schulentwicklung hinzu einer chancengerechten Schule. Die ausgestatten Schulen könnten Beweisen, welche Maßmnahmen alle Schulen inklusiver und chancengerechter machen. Es braucht aber sowohl vom Bund als auch von den Ländern ein langfristiges, ernsthaftes Commitment wirksame Maßnahmen auf alle Schulen ausrollen. Deutschland hat rund 47000 Schulen. 4000 sind ein Anfang, aber eben auch nicht mehr.

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