Klassengemeinschaft stärken durch Rituale im Unterricht – Beispiele und Ideen

Wie kannst du deine Klassengemeinschaft stärken und langfristig eine gute Basis finden? Rituale im Unterricht bringen zahlreiche Vorteile für das einzelne Kind und die gesamte Klassengemeinschaft mit sich. Unterrichtsrituale kombinieren Möglichkeiten der intensiveren Beziehung untereinander und schenken den Kindern Orientierung und Sicherheit im Schulalltag. Welche Rituale im Unterricht gibt es und warum sind Rituale wichtig für die Stärkung der Klassengemeinschaft? Können auch Rituale für Ruhe im Unterricht eingesetzt werden? Erfahre dazu mehr in diesem Beitrag. 😉

Warum sind Rituale wichtig?

Überall auf der Welt werden Rituale verfolgt und zelebriert. Sei es in kultureller, religiöser, regionaler oder familiärer Hinsicht. Aber auch in der Pädagogik werden Rituale für Kinder sehr hoch geschätzt und gerne in den Tagesablauf integriert. Unter einem Ritual versteht man eine immer wiederkehrende Maßnahme. In der Schule werden die Unterrichtsrituale zumeist gemeinsam von dem/der Lehrer:in und den Schüler:innen bestimmt und zu den ausgemachten Zeiten durchgeführt.
Unterrichtsrituale sind wichtig für die Struktur und Gliederung des Unterrichts. Außerdem wirkt sich die Einhaltung von gefestigten Ritualen sehr positiv auf die gesamte Klassengemeinschaft aus. Von besonders großer Wichtigkeit sind Rituale für frisch eingeschulte Kinder. Sie erleichtern den Übergang zwischen Kindergarten und Schule.

Was kann die Klassengemeinschaft stärken?

Um langfristig die Klassengemeinschaft stärken zu können, empfiehlt es sich in die Reflexion der aktuellen Unterrichtsgestaltung zu gehen. Was läuft aktuell sehr gut? Wobei sind die Schüler:innen sehr aktiv und interessiert? In welchen Situationen sinkt die Motivation? Die folgenden Impulse können bei der Reflexion unterstützen:

  • Wie inklusiv gestaltest du deinen Unterricht? Fühle sich alle Schüler:innen angesprochen und eingebunden?
  • Gibt es feste Unterrichtsrituale, die einen sicheren Rahmen bilden?
  • Nutzt du kollaboratives Lernen durch verschiedene Möglichkeiten der Projektarbeit oder andere Formen des Austausches im Lernprozess?
  • Kannst du das Stimmungsbild der Klassengemeinschaft wahrnehmen und eventuell bereits darauf eingehen?
  • Welche Möglichkeiten hat die Klassengemeinschaft aktuell eigene Ideen, Wünsche und Vorschläge im Unterricht einzubringen?

Rituale im Unterricht einbinden und die Klassengemeinschaft stärken

In der Wiederholung liegt die Kraft: Rituale im Unterricht geben den Schüler:innen Orientierung, Sicherheit und Geborgenheit während des Schulalltages. In der Klasse tragen Rituale nicht nur zu einer besseren Klassengemeinschaft, sondern vor allem zu einer Strukturierung des Tages bei. Aber warum sind Rituale wichtig?
Wer an einem Ritual teilnimmt, fühlt sich zugehörig und als Teil der Klassengemeinschaft. Rituale sind wiederholte Handlungen und Muster, auf die sich das Kind verlassen kann. Sie vermitteln Vorhersehbarkeit und Verlässlichkeit. Hirnforscher:innen sind sich einig, dass wir Menschen immer gleich ablaufende Handlungen brauchen, damit unser Gehirn optimal funktionieren kann.
Kann ein Ritual einmal nicht durchgeführt werden, muss dies den Kindern mit einer Begründung mitgeteilt werden. Für eine bessere Übersicht der Rituale kann eine Übersicht für den Klassenraum gebastelt werden, wo anhand von Bildern die Rituale mit den jeweiligen Tages,- oder Uhrzeiten festgehalten werden.  Weitere Tipps für die Einführung der Unterrichtsrituale sind die Teilhabe der Kinder an der Einführung sowie der Austausch im Plenum. Den Kindern sollten Punkte näher gebracht werden wie ,,Was sind Rituale überhaupt?’’ und ,,Warum sind Rituale wichtig?’’. Werden die Kinder an der Entstehung der Unterrichtsrituale einbezogen, können die Rituale leichter verstanden und angenommen werden.

 

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Rituale im Unterricht – Beispiele und Ideen

Als Inspiration haben wir dir hier Beispiele für Rituale im Unterricht aufgelistet, die die Klassengemeinschaft stärken können:

  • Erzählkreis zum Wochenbeginn: Der Erzählkreis zu Wochenbeginn stellt ein Interaktionsritual dar, bei dem sich die Kinder untereinander besser kennenlernen können. Die Schüler:innen haben sich zwei Tage lang nicht gesehen und schon gibt es eine Menge zu erzählen. Die Lehrerin spielt einen Ball zu einem:r Schüler:in und das Kind darf von einem Erlebnis des Wochenendes erzählen. Danach wird der Ball von diesem Kind an ein beliebiges Nächstes weiter geworfen. Wenn alle Kinder an der Reihe waren, kann zusammen besprochen werden, was in der Woche alles ansteht. Die Kinder lernen bei diesem Ritual nicht nur die Mitschüler:innen besser kennen, es wird zudem die Fähigkeit des Zuhörens und des freien Erzählens gefördert.
  • Die Komplimente-Dusche: Bei der Komplimente Dusche wird jeden Tag zu einer abgemachten Zeit, zum Beispiel vor der Pause, von dem:r Lehrer:in ein Kind ausgewählt. Jedes der anderen Schüler:innen darf diesem Kind eine oder mehrere Dinge nennen, die er:sie an dem Kind ganz besonders schätzt. Als Komplimente Dusche können zum Beispiel positive Charaktereigenschaften oder Stärken des Kindes genannt werden. Negative Kommentare haben bei diesem Ritual keinen Platz.
  • Gesundes Schulfrühstück: Ein gesundes Frühstück oder ein gesunde Stärkung in der Pause zusammen mit der ganzen Klasse garantiert einen entschleunigten Start in den Tag. An einem fixen Tag im Monat, wie zum Beispiel dem ersten Montag, kann ein Frühstück von ein bis zwei Elternteilen der Schüler:innen vorbereitet werden. Zusammen wird gefrühstückt, geredet und gelacht und entspannt in den Tag gestartet. Organisiert können diese gesunden Schülfrühstücke zu Semesterbeginn von den Eltern und der Lehrerin werden, da es neben der zeitlichen Planung auch einer räumlichen Planung in der Schulküche bedarf.
  • Spiel zum Aufwärmen: Dieses interaktive Erzählspiel ist sehr einfach anzufertigen und kann immer wieder verwendet werden. Nach den Ferien stellt es ein besonders schönes Ritual dar. Benötigt werden hierfür lediglich leere, große Karteikärtchen und ein paar spannende Ideen. Der:die Lehrer:in versammelt alle Kinder im Sitzkreis und legt ein Kärtchen mit der Aufschrift ,,Erzähl doch mal von…’’ in die Mitte, sodass alle Kinder es sehen können. Die anderen Karteikärtchen werden verkehrt herum auf den Boden gelegt und jedes Kind darf sich eines dieser Kärtchen schnappen. Der:die Lehrer:in bestimmt ein Kind, das sein:ihr gezogenes Kärtchen mit der Aufschrift ,,deinem liebsten Tier’’ aufgedeckt in die Mitte legt und beginnt, von seinem:ihrem Lieblingstier zu erzählen. Danach darf dieses Kind ein anderes Kind auswählen, das ebenso zu erzählen beginnt. Tipps für die Kärtchen Aufschriften sind zum Beispiel ,,deiner Familie’’, ,,deiner längsten Autofahrt’’, ,,deinem größten Lachanfall’’, ,,dem tollsten Ausflug’’ oder ,,deinem Lieblingsessen’’. Hier kannst du auf jeden Fall kreativ werden.
  • Stimmungsbilder abfragen: Als Pädagog:in ist es oft nicht so einfach zu erkennen, wie sich jedes einzelne Kind an einem bestimmten Tag fühlt und nicht jedes Kind möchte offen über die eigene Gefühlslage sprechen. Eine Übung, die in den Erzählkreis integriert werden kann, ist die Möglichkeit ein Stimmungsbild zu bekommen. Dazu kann sich jedes Kind aus einem Körbchen ein selbst gebasteltes Symbol nehmen, wie zum Beispiel eine Sonne, eine Wolke oder Regentropfen. Die Sonne kann dabei symbolisieren „mir geht es gut“, die Wolke „ich bin ok“ als neutrale Haltung und die Regentropfen „mir geht es heute nicht so gut“. Das Stimmungsbild kann eine Einleitung sein um zu hinterfragen und die Schüler:innen direkt einzubeziehen, welches Thema oder welche Aktivität dazu beitragen würde, dass sie sich wohlfühlen.
  • Reflexion am Ende der Stunde/des Schultages: Ist die (letzte) Schulstunde fast zu Ende, dürfen die Kinder berichten, ob es heute etwas besonderes gab, dass ihnen in der Unterrichtsstunde oder am Tag gefallen hat. Das kann z.B: mit einem Wort oder Satz notiert und an einer Pinnwand oder whiteboard gesammelt werden. Ebenso können auch herausfordernde Themen oder Aufgaben reflektiert werden. Dieses Unterrichtsritual dient dazu, die Reflexion der Schüler:innen zu stärken und sie für den nächsten Tag zu motivieren.

Rituale für Ruhe im Unterricht – Beispiele

Unterrichtsrituale können nicht nur die Klassengemeinschaft stärken, sondern dürfen auch gezielt eingesetzt werden um Ruhemomente einzuläuten. Diese Ruhemomente können Schüler:innen dabei begleiten in die Reflexion zu gehen, neue Ideen zu entwickeln oder eben einfach nur den Moment der Ruhe zu genießen. 🙂

Beispielhafte Rituale für Ruhe im Unterricht:

  • Mandalas malen oder selbst gestalten: Mandalas ausmalen, selbst zeichnen oder legen mit Naturmaterialien, Stiften, Bildern o.ä. kann sehr beruhigend wirken. Der Geist darf ruhiger werden und intensive Konzentrationsphasen finden einen Ausgleich. Ganz nach Gefühl können Kinder allein oder zu zweit 10-15 Minuten Pause machen und sich dem Mandala widmen. Diese können am nächsten Tag oder in der nächsten Unterrichtsstunde einfach fortgesetzt werden. Sehr schön ist dabei auch die Begleitung durch entspannende Musik oder Naturklänge.
  • Fantasiereise für 5-10min: Fantasiereisen erlauben Kindern direkt abzutauchen, sich in die fabelhafte Welt der Fantasie einzulassen, sowie auf mentaler und emotionaler Ebene zu entspannen. Fantasie- oder Traumreisen ermöglichen nicht nur die Erholung von neuen, intensiven Themen die viel Konzentration erfordern, sondern sie können auch eine wunderbare Vorbereitung zur aktiven Mitarbeit oder Projektarbeit sein. Eine Fantasiegeschichte kann spontan erzählt oder aus einem passenden Buch vorgelesen werden. Bei Bedarf kann auch hier ein beruhigender Klang, z.B. von einer Klangschale oder Entspannungsmusik unterstützen.

3 Mini-Rituale für Ruhe im Unterricht:

  1. Klang lauschen: Ein Klangspiel mit einem oder mehreren Klangsinstrumenten. Wer kann den Klang des Instrumentes am längsten wahrnehmen? Wo im Raum befindet sich der Klang? Wenn mehrere Klanginstrumente genutzt werden, kann auch eine Vereinbarung getroffen werden, dass mit dem jeweiligen Klang eine besondere Übung (z.B. Körper strecken im stehen, Kopf kreisen, Hände ausschütteln) ausgeführt wird.
  2. Zähl-Challenge: Die Hände werden auf den Bauch gelegt, die Augen bei Bedarf geschlossen und die Atemzüge gezählt. Jeder Atemzug kann in seiner Länge gezählt werden oder als einzelner Atemzug. Vorwärts oder rückwärts. Die Körperwahrnehmung kann geschult werden, in dem beobachtet wird, ob die natürliche Einatmung genauso lang ist wie die Ausatmung? Kann die Ausatmung auch doppelt so lang sein wie die Einatmung? Das verlängern der Ausatmung aktiviert den Sympathikus und signalisiert unserem Körper eine Entspannungsphase.
  3. Fühl-Stille-Post: Alle Kinder sitzen oder stehen in einer Reihe. Das letzte Kind in der Schlange malt oder schreibt etwas mit dem Finger auf den Rücken des Kindes vor ihm. Dieses Kind gibt das erfühlte an das Kind vor ihm weiter und immer so weiter, bis das Kind am Anfang der Schlange schließlich auflösen darf.

 

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