Barrierearmes Posten auf digitalen Kanälen
Warum barrierearmes Posten auf digitalen Kanälen?
In unserer digital geprägten Welt nehmen die sozialen Medien einen immer größeren Raum ein. Sie werden bspw. zur Vernetzung, Unterhaltung und mittlerweile zunehmend auch als Suchmaschine genutzt. Doch leider sind nicht alle Nutzenden gleichermaßen in der Lage, ein Teil davon zu sein, da sie auf digitalen Kanälen immer wieder auf Barrieren stoßen.
Personen und Institutionen, die Inhalte auf digitalen Kanälen teilen, sollten ihre Posts möglichst barrierearm gestalten, sodass Personen, die z.B. auf Screenreader angewiesen sind, nicht ausgeschlossen werden.
Was sind Screenreader?
Bei einem Screenreader handelt es sich um eine Softwareanwendung, die es Personen mit Sehschwierigkeiten ermöglicht, soziale Medien zu nutzen. Dabei wird der Text auf dem Bildschirm laut vorgelesen. Außerdem können die Nutzenden den Screenreader navigieren.
Wer folgt dir?
Zuerst sollte man sich darüber bewusst werden, wer die eigene Zielgruppe ist und welche Bedürfnisse sie hat. Dabei kann die Community auch ganz offen in den Prozess eingespannt werden. Sei offen für Feedback und frag direkt nach, was sich deine Community wünscht. Dabei ist es hilfreich, sich verschiedene Perspektiven einzuholen. Oftmals hat eine einzige Person nicht die Weitsicht für Schwierigkeiten und Barrieren, die ein Text, Beitrag etc. mit sich bringen kann.
Klare Sprache – Die Basis
Unsere Sprache bietet die Grundlage für alle weiteren Punkte und muss deshalb bewusst gewählt und genutzt werden.
Nutze kurze und klare Sätze. Verschachtelte Sätze erschweren das Verständnis. So kann es schwerfallen, den Inhalt nachzuvollziehen.
Versuche außerdem, einfache Wörter zu verwenden und möglichst auf Fachbegriffe zu verzichten. Sollte die Verwendung eines Fachbegriffes nötig sein, hilft es, den entsprechenden Begriff zu erklären, sodass die nutzende Person nicht eigenständig recherchieren muss.
Ein strukturierter Text trägt dazu bei, dass man dem Inhalt gedanklich besser folgen kann. Dabei kann bspw. mit Zwischenüberschriften gearbeitet werden. Jeder Absatz behandelt dann eine Idee.
Auf sozialen Plattformen werden Texte allerdings nicht nur geschrieben, sondern auch gestaltet. Dabei haben wir die Möglichkeit, verschiedene Schriftarten, -größen, -farben etc. zu nutzen und uns kreativ auszuleben.
Es gibt allerdings genauso viele Barrieren wie Möglichkeiten, die in der Gestaltung auftreten können.
Es fängt schon bei der Wahl einer passenden Schriftart an. Serifenlose Schriften (kleine Verzierungen oder Striche, die an den Enden von Buchstaben in bestimmten Schriftarten auftreten) sind oftmals – vor allem auf Bildschirmen – besser lesbar.
Außerdem sollte die Schriftart möglichst wenig verzerrt – das heißt, nicht stark gestreckt oder zusammengedrückt – sein.
Die Schrift sollte groß genug sein, um auch auf mobilen Geräten gut lesbar zu sein. Dabei ist oftmals eine Schriftgröße von mindestens 16 Pixel empfehlenswert.
Alternativtexte – Visuelle Inhalte für alle zugänglich machen und Barrieren abbauen
Alternativtexte sind ein wichtiges Instrument für barrierearmes Posten auf digitalen Kanälen. Leider werden sie von vielen Personen vergessen, weil Alternativtexte nicht direkt sichtbar sind. Es handelt sich dabei um kurze Beschreibungen der Beitragsbilder. Sie helfen Personen, die Beiträge aus verschiedenen Gründen (Sehschwierigkeiten, technische Probleme etc.) nicht sehen können. Der Screenreader liest die Alternativtexte vor, sodass möglichst viele Menschen den visuellen Gehalt eines Beitrags erfassen können.
Dabei gibt es verschiedene Aspekte, die es zu beachten gilt:
Achte darauf, dass du mit der wichtigen Information startest. Verwende eine leichte Sprache. Vermeide dafür komplizierte Sätze und Fachbegriffe. Wenn das zu beschreibende Bild Text enthält, zitiere diesen auch im Alternativtext. Dabei kannst du von deiner eigenen Wahrnehmung ausgehen. Überlege dir, was dir im entsprechenden Bild als erstes auffällt und welche Details für das Verständnis zweitrangig sind. Genauso kannst du beim Schreiben deiner Alternativtexte vorgehen. Achte dabei darauf, dass deine Beschreibungen möglichst objektiv sind. Trotzdem darfst du bei deiner Beschreibung einen Fokus setzen.
Videos verfügen momentan leider noch nicht über Alternativtexte.
Übrigens: die gängigen Emojis haben einen Alternativtext hinterlegt.
Beitragsbeschreibung – Nicht im Fokus, aber trotzdem wichtig
Wenn du einen Alternativtext hast, kannst du in der Beitragsbeschreibung darauf hinweisen. Schreibe dazu einfach “B!” ganz an den Anfang der Beschreibung, sodass Personen, die darauf angewiesen sind, direkt wissen, dass es einen Alternativtext gibt. Die gängigen Emojis haben zwar einen Alternativtext, trotzdem kann ein übermäßiger Einsatz von Emojis vom eigentlichen Inhalt des Textes ablenken. Nutze also nur solche, die den Inhalt deines Textes unterstützen.
Auch in deiner Bildbeschreibung ist eine unkomplizierte Sprache von großem Vorteil. Davon profitieren nicht nur Personen, die Screenreader nutzen, sondern z.B. auch solche, die Lern- und Leseschwierigkeiten haben oder deren Muttersprache nicht Deutsch ist.
Hashtags – Die Wegweiser zu unserer Online-Präsenz
Hashtags werden von Screenreadern als ein Wort gelesen. Deshalb solltest du bei Hashtags, die aus mehreren Worten bestehen, jedes neue Wort groß schreiben. Bei Abkürzungen solltest du jeden Buchstaben groß schreiben (z.B. #LRS, statt #lrs). So kannst du sicher gehen, dass jeder Buchstabe einzeln vorgelesen wird. Bei Kleinbuchstaben versucht die Software, die Buchstaben zu einem Wort zu verbinden, und das kann zu Verwirrung führen.
Untertitel – Eine Stimme für alle
Videos gewinnen auf sozialen Kanälen immer mehr an Bedeutung. Sie bieten eine gute Möglichkeit, Inhalte ansprechend darzustellen. Im besten Fall sollten sie untertitelt werden, sodass auch Personen, die Gesagtes nicht hören können, die Möglichkeit haben, den Inhalt nachzuvollziehen.
Der Untertitel sollte das Bild ergänzen und nicht störend wirken. Trotzdem muss die Schrift sich für eine gute Lesbarkeit von dem Hintergrund insofern abheben, dass er leicht lesbar ist. Achte deshalb darauf, dass nichts Wichtiges von der Schrift verdeckt wird. Der Text sollte synchron zum Gesagten im Video sein. Relevante Hintergrundgeräusche, die unterstützend auf den Inhalt wirken, sollten auch im Untertitel beschrieben werden.
Gendern für barrierearmes Posten
Um möglichst viele Personen anzusprechen, bietet sich eine genderneutrale Sprache an. Genderneutrale Begriffe lassen sich von Screenreadern besser lesen als Formen, in denen Sonderzeichen wie Sternchen oder Doppelpunkte genutzt werden und eignen sich deshalb besser für barrierearmes Posten auf digitalen Kanälen.
Wenn das mal nicht möglich ist, empfiehlt der deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) das Gendern mit Sternchen. Wenn du dich fragst, wie das nochmal geht, kannst du hier vorbeischauen.
Personen, die Screenreader nutzen, können bestimmen, wie die Software mit Sonderzeichen umgeht. So können diese auch vollkommen ignoriert werden.
Fazit
Wir alle tragen die Verantwortung dafür, sicherzustellen, dass niemand ausgeschlossen wird. Barrierearmes Posten auf digitalen Kanälen ist der erste Schritt hin zu einer inklusiven Online-Community. Die gängigen Plattformen sind noch nicht darauf ausgelegt, aber wir können versuchen, die Funktionen, die es schon gibt, zu nutzen. Dabei können immer wieder Fehler passieren, aus denen wir lernen können, sodass irgendwann jede Stimme Gehör findet. Wir sind uns darüber bewusst, dass auch dieser Text keinesfalls vollständig ist und freuen uns gerade deshalb darauf, mit euch in den Austausch zu gehen. Schaut dafür gern bei Instagram und Facebook vorbei. Dort versuchen wir übrigens schon jetzt, möglichst barrierearm zu posten.
Weitere Seiten zum Thema
https://barrierefreiposten.de/barrierefreiPosten.html
https://www.jetzt.de/digital/barrierefrei-posten-in-den-sozialen-medien