SPLINT in der Praxis: Wie digitale Förderplanung den Schulalltag revolutioniert – Ein Interview mit Maria Kruse
Wie sind Sie mit SPLINT in Kontakt gekommen?
Maria Kruse: Ich arbeite schon seit mehreren Jahren mit dem Kompetenzzentrum Fechter als Referentin zusammen. Als das Land Niedersachsen im Januar 2022 im Rahmen des Aktionsprogramms „Startklar in die Zukunft“ die Nutzung digitaler Diagnose-Tools ermöglicht hat, habe ich mir SPLINT angesehen. Damals war ich Klassenlehrerin einer ersten Klasse, und als ich das Tool ausprobierte, war ich total begeistert. Daraufhin habe ich es im Rahmen einer Online-Fortbildung vorgestellt, die ich für das Kompetenzzentrum gegeben habe. Die Rückmeldungen der Teilnehmer*innen waren so positiv, dass wir beschlossen haben, eine weitere Fortbildung für Grund- und Förderschulen anzubieten. Ich habe dann im Rahmen der Initiative Digital@regional Inklusion für das LMZ ebenfalls eine Fortbildung gegeben und dabei auch über SPLINT referiert. Das war Anfang dieses Jahres, und im November wird erneut eine Fortbildung dazu stattfinden.
Seit wann setzen Sie das Förderplanungstool SPLINT an Ihrer Schule ein?
Maria Kruse: Ich habe das Tool an meiner Schule, an der ich damals Lehrerin war, in Absprache mit der Schulleitung ausprobiert. Da ich zu der Zeit auch medienpädagogische Beraterin für das NLQ in Niedersachsen war, war es besonders praktisch, dass ich das Tool ausprobieren konnte. Ich habe es dann anschließend in der Fortbildung vorgestellt.
Seit August 2022 bin ich Schulleiterin an der Grundschule Wachtum. Im November 2022 habe ich dort SPLINT eingeführt, nachdem es zunächst eine kleine Vorlaufzeit gab – schließlich muss man sich als Schulleiterin auch erst einarbeiten. Aber ich finde, dieses Tool ist gerade im Grundschulbereich ein absolutes Muss. Deshalb habe ich es im November direkt eingeführt und den Kolleg*innen vorgestellt. Wir haben gemeinsam einen Workshop gemacht, in dem ich nochmal gezeigt habe, wie es eingesetzt wird. Seitdem nutzen wir es.
Wie haben Sie vor dem Einsatz des Tools die Förderplanung für die Schüler*innen durchgeführt?
Maria Kruse: An vielen Schulen wird es immer noch so gehandhabt, dass die Förderpläne in Papierform in der Förderakte des Kindes abgelegt werden. Dabei variiert die Optik je nach Förderschule, mit der man zusammenarbeitet, und je nachdem, welche Vorlagen dort verwendet werden. Jede Schule hat unterschiedliche Vorgaben oder Vorlagen, die ausgefüllt und für die Erstellung der Förderpläne verwendet werden. Diese Pläne existieren dann in Papierform, was es oft schwierig macht, darauf zuzugreifen und Transparenz für alle Beteiligten herzustellen.
Wie arbeiten Sie nun mit SPLINT?
Maria Kruse: Ich stimme mich meistens mit der verantwortlichen Klassenlehrerin ab. Als Administratorin lege ich das jeweilige Kind an und füge die Klassenlehrerin als verantwortliche Person hinzu. Die Klassenlehrerin übernimmt dann das Hinzufügen der Fachlehrerinnen, Förderkräfte und auch Förderschullehrkräfte. Sie ist außerdem verantwortlich für die Auswahl, Abfrage und Erweiterung der Beobachtungsbögen sowie für die Erstellung der Förderpläne. Meine Aufgabe als Schulleitung besteht darin, den Vorsitz der Förderkommission zu führen und sicherzustellen, dass die Förderung bei jedem Kind passend ist. Die Hauptverantwortung liegt jedoch bei der Klassenlehrerin.
Welche Zielgruppe von Kindern werden dort erfasst?
Maria Kruse: Primär betrifft es die Kinder mit Förderstatus, also jene, die entweder bereits mit einem vorhandenen Förderstatus zu uns an die Schule kommen oder die während des Unterrichts bzw. während ihrer Schulzeit bei uns einen Förderstatus erhalten. Aber auch Kinder mit besonderem Förderbedarf sind ein Thema. Im normalen Schulalltag kommt es ja immer mal vor, dass etwas auffällt und man feststellt: Die Susi zum Beispiel braucht unbedingt Unterstützung. Sie tut sich schwer beim Erfassen des Zahlenraums bis 20, 50 oder 100. Da müssen wir helfen. Dann setzt man sich zusammen und überlegt, was man tun kann. Wenn der Bedarf tatsächlich gegeben ist und man entscheidet: „Wir müssen jetzt eine gründliche Beobachtung durchführen,“ kann man wunderbar die allgemeinen Beobachtungsbögen von SPLINT nutzen, um einen ersten Überblick zu bekommen. Diese lenken oft den Fokus auch auf andere Bereiche, die vorher vielleicht gar nicht so offensichtlich waren, und geben so einen umfassenderen Blick auf das Ganze.
Sie setzen an der Grundschule Wachtum SPLINT also nicht nur für Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf ein, sondern auch für Kinder, die anderweitig Unterstützung benötigen?
Maria Kruse: Das ist ja auch der Kern von Inklusion, dass jedes Kind dort unterstützt wird, wo es Bedarf hat, und nicht nur Kinder mit Förderstatus. Es gibt ja auch Kinder mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen, wie Autismus-Spektrum-Störungen oder Neurodivergenz, Kinder mit Lese-Rechtschreibschwäche oder Dyskalkulie. Diese Kinder erhalten in solchen Fällen nicht unbedingt einen Förderstatus, weil das nicht immer erforderlich ist, aber sie haben dennoch einen erhöhten Förderbedarf. Für diese Kinder ist es ebenfalls sehr hilfreich, gemeinsame Beobachtungsbögen und Diagnostiken zu nutzen.
Wo liegen aus Ihrer Sicht die Vorteile von SPLINT gegenüber anderen Möglichkeiten der Förderplanung?
Maria Kruse: Die Förderplanung ist für alle transparent und wird an einem zentralen Ort abgelegt. Technisch ist es möglich, SPLINT auf jedem Gerät zu nutzen, da es browserbasiert ist und nicht unbedingt installiert werden muss. Die Auswertung der Beobachtungsbögen und das Erstellen der Förderziele lassen sich dank der großartigen Vorlagen von SPLINT sehr gut umsetzen. Besonders hilfreich finden wir auch, dass SPLINT eine Schweigepflichtsentbindung anbietet, die man bei Bedarf von den Eltern ausfüllen lassen kann. Man muss also nicht das Rad neu erfinden. SPLINT bietet praktisch das komplette Paket, das man benötigt, um ein Kind gut zu fördern und zu unterstützen.
Wie läuft die Förderplanung im Schulalltag genau ab?
Maria Kruse: Kinder mit Förderstatus, die mit diesem Status zu uns kommen, werden direkt in SPLINT angelegt. Sie haben bereits Anspruch auf individuelle Förderung und werden sofort erfasst, um eine effiziente Förderung zu ermöglichen. Bei Kindern, die im Schulalltag Auffälligkeiten zeigen, kommunizieren wir dies zunächst mündlich. Das bedeutet, dass wir uns im Kollegium zusammensetzen und gemeinsam überlegen: Brauchen wir eine Maßnahme oder nicht? Reicht vielleicht auch eine kleine Anpassung? SPLINT nutzen wir erst nach gemeinsamer Absprache. Erst dann wird das Kind in SPLINT angelegt, und zwar mit dem allgemeinen Beobachtungsbogen.
Anschließend erfolgt die Fachdiagnostik mit dem Bogen für die individuelle Lernentwicklung, der ILE, wie wir sie nennen. Wir legen dann gemeinsam die Förderziele fest. Wenn wir feststellen, dass möglicherweise sonderpädagogischer Förderbedarf erforderlich ist, werden die entsprechenden Förderschullehrkräfte kontaktiert. In Niedersachsen steht uns außerdem das Online-Portal B und U, Beratung und Unterstützung, zur Verfügung, das wir parallel aktivieren können.
In regelmäßigen Abständen evaluieren wir die Förderziele, um zu prüfen, ob sie weiterhin passend sind oder angepasst werden müssen. Wir schauen, ob das Kind vielleicht weitere Unterstützung braucht, um optimal gefördert zu werden. Unser Ziel ist es immer, dass jedes Kind die bestmögliche Förderung erhält und mit Freude lernen kann. Diese Haltung prägt unser Handeln.
Besonders schätzen wir an SPLINT, dass dort auch die Stärken und Interessen des Kindes vermerkt werden können. Dies hilft uns, den Blick nicht nur auf Schwächen zu richten, sondern auch darauf, was das Kind besonders gut kann. So können wir gezielt fördern und stärken, was dem Kind hilft, sich besser zu fühlen. Auch getroffene Vereinbarungen und Nachteilsausgleiche lassen sich in SPLINT vermerken.
Wie funktioniert die Zusammenarbeit im Kollegium mit dem Tool?
Maria Kruse: Die Zusammenarbeit funktioniert sehr gut, was meiner Meinung nach auch daran liegt, dass wir ein kleines Kollegium sind. Die Aufgaben werden schnell und effizient verteilt. SPLINT ist niedrigschwellig und intuitiv zu bedienen, was ein großer Vorteil ist und das Kollegium rasch überzeugt hat. Zudem bietet SPLINT die Möglichkeit, verschiedene Beratungs- oder Diagnosebögen unkompliziert auszuprobieren und zu nutzen. So können wir zunächst selbst einschätzen, ob externe Hilfe nötig ist oder ob es sich vielleicht nur um eine vorübergehende Schwäche im Schulalltag des Kindes handelt.
Das Kollegium geht sehr gut mit dieser Flexibilität um, und auch die Kommunikation läuft reibungslos. Bisher haben wir allerdings nur die Lehrerinnen im System eingepflegt. Der nächste Schritt wird sein, die entsprechenden Förderkräfte hinzuzufügen, die momentan noch nicht im Portal erfasst sind. Wir haben auch pädagogische Mitarbeiterinnen, die unterstützend tätig sind. Diese sollen nun ebenfalls in SPLINT eingeführt werden.
Würden Sie anderen Schulleitungen und Lehrkräften den Einsatz von SPLINT weiterempfehlen? Wenn ja, warum?
Maria Kruse: SPLINT ist eines der wenigen Tools, das ich in jeder meiner Fortbildungen empfehle. Es erleichtert die Zusammenarbeit bei der Förderplanung und bietet optimale Unterstützung für die Lehrkräfte sowie für die Kooperation. Für die Förderplanung ist es eigentlich ideal und erleichtert wirklich vieles. Ich sage immer wieder: „Wenn ihr Schulleitung seid, sorgt dafür, dass euer Kollegium SPLINT nutzt.“
Auch die Förderschule, die mit unserem Schulverbund zusammenarbeitet, verwendet SPLINT inzwischen, sodass die Kooperation ebenfalls gut funktioniert. Das Tool ist niedrigschwellig und wird uns in Niedersachsen bis 2025 kostenfrei zur Verfügung gestellt. Ich gehe stark davon aus, dass die Lizenz vom Kultusministerium verlängert wird.