Das Schulnoten-System in Deutschland – Sollen Schulnoten abgeschafft werden?
Schulnoten JA oder NEIN? Sollen Schulnoten abgeschafft werden? Die Zusprüche und Ablehnungen von Noten und schriftlichen Bewertungen in der Schule sind so alt wie das Schulnoten System selbst. Viele Menschen plädieren für die Abschaffung des klassischen Notensystem in Deutschland und fordern eine Alternative zur Leistungsbeurteilung. Auf der anderen Seite stehen Menschen, die eine Note in Form einer Zahl als übersichtlicher und einheitlicher empfinden.
Wie viel Sinn macht das Schulnoten System wirklich und ist erfolgreiches Lernen nicht auch ohne Noten möglich? Sollen Schulnoten ein für alle mal abgeschafft werden? Diesen und weiteren spannenden Fragen gehen wir in diesem Beitrag nach.
Seit wann besteht das Schulnotensystem in Deutschland?
Der Anfang des Schulnoten System führt uns einige Jahrhunderte zurück in die Vergangenheit, als die Bildung noch in der Hand der Kirche lag. Damals wurde vor allem der adelige Nachwuchs religiös und geschichtlich geschult. 1534 gründeten die Jesuiten einen Orden, der für die Strukturierung der Klassen und des Unterrichts in den Klosterschulen zuständig war. Wenn man in eine höhere Klasse aufsteigen wollte, musste man vorerst eine Prüfung ablegen. Diese Prüfung wurde von den Lehrern nach einem fünfstufigen Schulnoten System beurteilt. Bestehend war das Noten System aus fünf lateinischen Zahlen und bis heute bildet dieses System die Grundlage für das Notensystem in Deutschland.
Wie sinnvoll ist das deutsche Schulnoten-System?
An deutschen Schulen wird die Notengebung je nach Bundesland oft unterschiedlich gehandhabt. Zumeist beginnt die Benotung in Form eines Zeugnisses zwischen der zweiten und der fünften Schulstufe. Davon abgesehen gibt es aber auch einzelne Schulen, die von einer Benotung in Form von Ziffern absehen und die Leistungsbeurteilung anders aussehen lassen, beispielsweise in Form eines Feedback-Textes.
Grundsätzlich spiegeln Noten die Leistung eines Schülers oder einer Schülerin in einer Momentaufnahme wider. Die Objektivität fehlt bei den meisten Benotungen, denn häufig entstehen Noten im Vergleich zu den Leistungen der Mitschüler:innen. Dazu kommt, dass Pädagog:innen eine bestimmte Leistung eines Kindes unterschiedlich benoten würden. Dies sind Gründe, weswegen an der Sinnhaftigkeit der Noten immer wieder gezweifelt wird.
Schulnoten ja oder nein? Sollen Schulnoten abgeschafft werden?
Zahlreiche Vor- und Nachteile für die Abschaffung von Schulnoten kursieren im Internet. Die Frage, ob Schulnoten in Deutschland abgeschafft werden sollen, ist umstritten. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass das Notensystem in Deutschland einerseits Leistungsanreize für manche Schüler:innen darstellen können, sich bei der nächsten Klausur intensiver vorzubereiten, um eine bessere Note zu erreichen. Andererseits können Noten aber auch verletzend auf den Schüler oder die Schülerin wirken. Wenn man eine schlechte Note ausgeteilt bekommt heißt das nicht automatisch, dass man weniger intelligent ist als seine Mitschüler:innen, denn es handelt sich um eine sogenannte Momentaufnahme, die nicht mit der Intelligenz eines Schülers oder einer Schülerin in Zusammenhang steht.
Vor allem für Kinder im Grundschulalter kann eine schlechte Note sehr verletzend sein und emotional belastend wirken. Durch die Enttäuschung können sie ihren Entdeckergeist verlieren, da sie sich selbst im Gesamten als ,,nicht gut genug’’ ansehen. Die Bedeutung der Schulnoten für die Psyche des Grundschulkindes werden von den Verantwortlichen zu wenig bedacht. Eine Alternative zur klassischen Benotung wäre durchaus denkbar.
Der Bildungsforscher John Hattie stellte in seiner Studie über wirksamen Unterricht fest, dass eine Note das Ende des Lernprozesses eines Themas darstellt. Das führt zum Abbruch des Lernens, obwohl die Schüler:innen sich vermutlich noch viel genauer mit dem Thema auseinandergesetzt hätten.
Emotional betrachtet können Schüler:innen in der Mittel- und Oberstufe mit einer schlechten Note meist anders umgehen und verstehen, dass die Note nicht ihre gesamte Leistung und ihr Engagement widerspiegelt. Sie sehen diese Note oft als Zeichen, mehr Ansporn zu leisten um sich zu verbessern. Doch auch das ist von Schüler:in zu Schüler:in unterschiedlich.
Der Lernprozess wird insofern behindert, da die Schüler:innen nur deshalb motiviert sind den Lernstoff möglichst schnell zu beherrschen, da es eine Leistungsüberprüfung gibt. Der Lernstoff wird innerhalb kürzester Zeit gelernt und nicht selten nach Bestehen der Prüfung wieder vergessen.
Die Bedeutung der Schulnoten – Leistungsbewertung als Momentaufnahme mit Spätfolgen?
Noten sagen nichts über den Entwicklungsstand eines Kindes aus. Mit einer sogenannten Momentaufnahme kann nur schwer auf die Entwicklung eines Kindes rückgeschlossen werden. Sei es, dass das Kind vor der Prüfung schlecht schläft, sich vor dem Lehrer oder der Lehrerin fürchtet oder aus anderen Gründen einfach einmal keinen guten Tag hat; diese Faktoren werden das Prüfungsergebnis gewiss beeinflussen. Schulnoten haben oft einfach zu wenig Aussagekraft und sehen den Mensch nicht als Ganzes an, sondern beschränken ihn auf seine Leistung in einem gewissen Zeitraum.
Mit den Noten einhergehend können aber auch unter den Kindern Missverständnisse entstehen. Werden beispielsweise die Noten von einem Mathematik Test ausgeteilt und eine einzige Schülerin hat eine Sechs zurückbekommen, wird diese Schülerin von ihren Klassenkamerad:innen als die Schlechteste in der Klasse angesehen. Diese Schülerin wird sich selbst auch als ,,die Schlechteste’’ wahrnehmen und kann ihr Selbstvertrauen verlieren.
Gibt es Alternativen zum aktuellen Notensystem in Deutschland?
Manche Schulformen haben es bereits in die Praxis umgesetzt: Die Benotung in Form eines Textes oder eines Kompetenzrasters. Diese Form der Benotung bietet eine Mehrperspektivität und ist nicht so wertend wie eine Zahl, die man beispielsweise auf dem Zeugnis stehen hat. In so eine schriftliche Bewertung fließen zudem mehrere Komponenten ein. Das Potenzial und beispielsweise der Ehrgeiz, den der Schüler oder die Schülerin im Unterricht zeigt sind ein wichtiger Teil dieser schriftlichen Bewertungsform. Auch die individuelle Entwicklung von Persönlichkeiten steht hierbei im Fokus. Hier haben wir dir ein spannendes Buch “Eine Schule ohne Noten” von Björn Nolte zum Thema verlinkt.
In Schweden bekommen die Schüler:innen bis zur achten Klasse generell keine Benotung ausgeteilt. Der Schulalltag erfolgt individueller, denn die Kinder legen zu Wochenbeginn mit dem Lehrer oder der Lehrerin fest, was und wie gelernt werden soll. Der Beweis, dass Schule auch ohne Noten funktioniert ist der PISA Test, denn in diesem schneiden die Schwed:innen für gewöhnlich sehr gut ab. Weitere spannende Infos zum schwedischen Schulsystem kannst du übrigens hier nachlesen.
Dieser Artikel diente uns als Inspirationsquelle für diesen Beitrag.