Warum unsere Wahrnehmungskanäle Impulse für Lernideen bieten
Über welche Wahrnehmungskanäle des Lernens verfügen wir und wie können wir diese Sinneskanäle am besten zum Lernen einsetzen? Bestimmt hast du dir diese Fragen schon des Öfteren gestellt. Wenn du für dich oder deine Schüler:innen gezielt auf der Suche nach Lernideen bist, die den jeweiligen Wahrnehmungskanal anregen, dann ist dieser Beitrag spannend für dich. Der deutsche Biochemiker Frederic Vester ist davon überzeugt, dass man durch die Berücksichtigung der unterschiedlichen Wahrnehmungskanäle effektiver lernen kann. Wir stellen dir in diesem Beitrag die Wahrnehmungskanäle des Menschen vor und geben dir Impulse, wie du jeden einzelnen Sinneskanal am besten zum Lernen einsetzen kannst.
Kennst du alle Wahrnehmungskanäle des Menschen?
Nicht jeder Mensch bringt dieselben Voraussetzungen mit oder hat alle Sinneskanäle in gleicher Weise trainiert. Aus diesem Grund lohnt es sich, sich die Wahrnehmungskanäle des Menschen genauer anzusehen. Diese stehen nämlich in unmittelbarem Zusammenhang mit unserer Fähigkeit, Dinge zu lernen. Der Mensch verfügt über fünf Hauptsinneskanäle. Diese sind sehen, hören, tasten, riechen und schmecken. Letztere zwei kommen im schulischen Lernen eher seltener in Einsatz, sehr häufig hingegen nutzen wir unsere Sinneskanäle für die kommunikative Wahrnehmung. Hierzu gehört das Sprechen und Hören aber auch die Mimik und Gestik spielen eine bedeutsame Rolle. Doch die kommunikative Wahrnehmung muss nicht unbedingt immer aus Sprechen und Hören besteht. Die Kommunikationsbasis der Gebärdensprache stellt beispielsweise unsere Mimik, Gestik und Bewegungen dar und sind hierfür die Grundlage des Wahrnehmens. Nachfolgend haben wir uns also auf vier Wahrnehmungskanäle des schulischen Lernens beschränkt:
- der visuelle Wahrnehmungskanal
- der auditive Sinneskanal
- der motorische/taktile Wahrnehmungskanal
- die Sinneskanäle für die kommunikative Wahrnehmung
Welche Lernideen gibt es, die möglichst viele Wahrnehmungskanäle des Menschen ansprechen?
Bestimmte Informationen können wir uns vor allem dann am besten merken, wenn wir sie mit möglichst vielen Sinnen gleichzeitig erleben können. Wir stellen euch im Anschluss Impulse für Lernideen vor, die möglichst viele Sinne und somit Wahrnehmungskanäle auf einmal ansprechen. Wenn wir möglichst viele Sinneskanäle gleichzeitig ansprechen, können Kinder, die nicht auf alle Sinneskanäle gleichermaßen zugreifen können, den Zugang über die Konzentration auf gut ausgebildete Sinneskanäle kompensieren. Probiere im Unterricht, möglichst viele dieser Gestaltungselemente miteinfließen zu lassen:
- Themenbezogene Diskussionen: Die Schüler:innen können sich zu einem bestimmten Thema austauschen und diskutieren, das kann auch in Form von kleinen Gruppen stattfinden.
- Eine kleine Theateraufführung machen: Die Schüler:innen können sich zusammen mit der Lehrperson eine Idee überlegen, wie der neu gelernte Schulstoff als kleines Theater innerhalb der Klasse aufgeführt werden könnte.
- Das Basteln von Collagen: Die Kinder können durch das Basteln einer Collage zu einem Thema ihrer Fantasie freien Lauf geben. Je nach Möglichkeit, könnte der Bastel-Prozess auch an einen anderen, als den gewöhnlichen Lernort durchgeführt werden. Im anschließenden Sesselkreis kann jedes Kind etwas zu seiner Collage erzählen.
- Podcasts, Videos oder Instrumente integrieren: Das bringt nicht nur Abwechslung in den Unterricht, sondern regt vor allem den auditiven Wahrnehmungskanal gezielt an.
- Bilder, Skizzen und Farben einbinden: Der visuelle Wahrnehmungskanal wird durch das Einbinden dieser visuellen Elemente gezielt angesprochen.
- Lernen in Bewegung durch Bewegungsspiele: Aktivitäten im Unterricht können beispielsweise Lockerungsübungen aber auch eine geführte Dehnungs-Einheit sein.
- Kleine Pausen schaffen: Nicht zuletzt ist es wichtig, den Kindern kleine Ruhemomente zu schenken, damit es nicht zur Reizüberflutung kommt. Das kann in Form einer Meditation stattfinden aber auch eine Malrunde sein, wo jedes Kind seine Intuitionen fließen lassen kann.
Welche Lernideen gibt es, die den visuellen Sinneskanal anregen?
Heutzutage fällt vielen Kindern das Aufnehmen von Inhalten über den visuellen Sinneskanal besonders leicht, da überdurchschnittlich viele visuelle Medien konsumiert werden und dieser Kanal deshalb besonders gut trainiert ist. Das sogenannte ,,Lernorgan’’ sind die Augen. Viele Kinder können sich Dinge vor allem dann schnell einprägen, wenn sie diese selbst grafisch aufbereiten, Textpassagen farbig unterstreichen oder eine selbst geschriebene Zusammenfassung mit Bildern erstellen. In einer Prüfungssituation kann das Visualisieren der Lernunterlagen helfen, sich das Gelernte in Erinnerung zu rufen. Diese drei Lernideen können z.B. zum Einsatz kommen:
- Die Erstellung von Mind-Maps:
Die Erstellung von Mind-Maps kann dir dabei helfen, Inhalte miteinander zu verknüpfen und einen guten Überblick über dein gesamtes Lerngebiet zu bewahren. Schnapp dir hierfür ein großes Blatt Papier und ein paar Buntstifte und leg los, die Hauptthemen mitsamt den Unterthemen auf dem Papier festzuhalten. Die Skizze kann auch gerne mit Bildern ergänzt werden.
- Die Loci-Methode:
Geschichten regen bekanntlich die Fantasie an. Bei der Loci Methode geht es darum, den Lernstoff mit realen Orten in deiner Umgebung zu verknüpfen. Je absurder diese Verknüpfungen sind, desto eher kann sich unser Gehirn diese Zusammenhänge merken. Hier findest du weitere Informationen sowie ein Anwendungsbeispiel zur Loci-Methode. (Link Blogbeitrag Loci-Methode)
- Lernen mit Karteikärtchen:
Dieser Tipp klingt ganz simpel und regt den visuellen Sinneskanal gezielt an: Das Lernen mit Karteikärtchen. Sie sind bestens geeignet zum Vokabellernen und du kannst sie auch an beliebige Orte deines Zuhauses platzieren, um dir so mit anderen Gegenständen Eselsbrücken zu bauen. Wenn es dir leichter fällt mit Skizzen zu lernen, schneide dir aus einem Blatt Papier größere Kärtchen zurecht und halte den Lernstoff bildlich darauf fest.
Welche Lernideen gibt es, die den auditiven Wahrnehmungskanal anregen?
Der auditive Wahrnehmungskanal wird besonders effektiv durch das Zuhören trainiert. Menschen, die hier sehr trainiert sind fällt es für gewöhnlich sehr leicht, die Lehrperson zu verstehen und sich die gehörten Inhalte zu merken. Um erfolgreich lernen zu können, sind diese Methoden von Bedeutung:
- Integriere auditive Medien:
Wenn du zu Hause den Lernstoff vertiefen möchtest, hast du keinen Lehrer der die Inhalte vorstellt und darüber spricht. Hier können aber auditive Medien eine Unterstützung für dich darstellen. Nimm dich selbst dabei auf, wie du die Inhalte laut vorliest und höre es ab, wann immer du möchtest. Du kannst dich aber auch nach Podcasts in deinem Themenfeld umsehen und dich von diesen Inhalten berieseln lassen.
- Sich selbst Inhalte laut vorlesen:
Wenn du den Lernstoff zu Hause wiederholst, suche dir einen ruhigen Platz und lese dir den Stoff laut vor. Durch das laute Vorlesen wird das Ohr in den Lernprozess integriert und es ist für dich einfacher, das Gelesene zu merken. Wenn dir das Lesen schwer fällt, nimm das Vorlesen doch einfach auf und höre dir den Text danach so oft an, bis du den Stoff sicher beherrschst.
- Einen Vortrag halten:
Um den Lernstoff besser im Kopf zu verankern, kann ein Vortrag gehalten werden. Stelle deinen Freunden, Eltern oder Großeltern deine Lerninhalte vor und erzähle ihnen von dem Thema. Lasse sie dazu auch gerne Frage stellen. Wenn du die Möglichkeit nicht hast, jemandem von deinem Lernthema zu erzählen, dann stelle dich vor einen Spiegel und erzähle dir selbst von den Inhalten. Gerne kannst du dir dabei aber auch ein imaginäres Publikum vorstellen.
Der motorische/taktile Wahrnehmungskanal
Der motorische Wahrnehmungskanal wird durch das ,,Learning by doing’’ bzw. das Lernen mit anfassen, umsetzen und bewegen angesprochen. Das Lernen in Form von Tun und Ausprobieren entspricht hier einer effektiven Lernmöglichkeit. Diese Lernideen sind dabei hilfreich:
- Collagen selbst basteln:
Schreibe und male auf ein großes Blatt Papier alle Inhalte, die für dein Thema von Relevanz sind. Du kannst auch ausgeschnittene Textpassagen oder Bilder auf das Blatt Papier aufkleben und so eine große Lernübersicht entstehen lassen. Setze dich auf kreative Art und Weise mit dem Thema auseinander und probiere aus, was dir am meisten Spaß macht und dein Gehirn am besten an die Lerninhalte erinnern lässt.
- In Bewegung bleiben:
Schnapp dir dein Lehrbuch oder die Vokabelliste und gehe während du daraus liest durch dein Zimmer, die gesamte Wohnung oder den Park. Es kann dir helfen, dir Dinge zu merken, während du in Bewegung bist. Auch in diesem Bereich lohnt es sich, die Loci Methode einmal auszuprobieren. (Link Blogbeitrag Loci Methode)
- Auditive Medien und Spazieren gehen:
Diese Methode ähnelt zwar der für den auditiven Wahrnehmungskanal, eignet sich jedoch auch hervorragend für den motorischen beziehungsweise taktilen. Nimm dich beim laut Vorlesen deines Lernthemas auf und spiele die Aufnahme dann ab, wenn du einen Spaziergang machst oder gerade Sport treibst. Durch die Kombination von Bewegung und dem Hören des Lernstoffes fällt es dem Gehirn leichter, Inhalte effektiv aufzunehmen.
Das kommunikative Lernen und drei Lernideen
Kinder mit einem guten Zugang zum kommunikativen Lernen bevorzugen Diskussionen und eine sprachliche Auseinandersetzung mit dem Lernstoff. Durch die soziale Interaktion können wir uns Dinge von anderen Menschen abschauen, mit ihnen in Verbindung treten und wir werden mit alternativen Sichtweisen konfrontiert. All das kann sehr hilfreich sein, wenn wir über ein Thema lernen oder eine Aufgabe lösen möchten.
- Eine Lerngruppe bilden:
Lernen mit Freund:innen macht nicht nur mehr Spaß, sondern bringt für kommunikative Lernzugänge echte Vorteile mit sich. Man kann zusammen über Themen diskutieren, andere Ansichten gewinnen und seine eigene vertreten. Eine Diskussion bleibt kommunikativen Lernenden deutlich länger in Erinnerung, als das bloße Lesen und Auswendiglernen.
- Fragen-Antwort Methode:
Wenn du gerade nicht die Möglichkeit hast, zusammen in der Gruppe zu lernen, kannst du der Frage-Antwort Methode einen Versuch schenken. Du gehst in Ruhe deinen Lernstoff durch und schreibst auf ein separates Blatt Papier Fragen auf, die gestellt werden könnten. Versuche dabei auf die Sinnhaftigkeit der Fragen zu achten. Notiere dir die Antwort unterhalb der Frage und prüfe dich entweder selbst ab, oder lasse dich von jemandem abfragen.
- Erzähle jemandem von dem Gelernten:
Erzähle deinen Eltern, mit welchem Thema du dich gerade auseinandersetzt und gib ihnen die Möglichkeit, dir Fragen darüber zu stellen. So könnt ihr euch darüber austauschen und eine spannende Diskussion starten. Du kannst dir aber auch ganz einfach selbst vom Gelernten erzählen indem du dir vorstellst, dass du jemandem über dein Thema berichtest, der noch nie zuvor davon gehört hat.
Konntest du für dich die Frage “Wie lerne ich am besten?” beantworten? Wenn du weitere spannende Artikel rund um eine inklusive Schule lesen möchtest, schau doch mal auf unserem Blog vorbei.
Dieser Artikel hat uns zu diesem Blogbeitrag inspiriert.